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Der 14. Februar ist bei uns allgemein als der Valentinstag im Bewusstsein. Es ist aber auch der Festtag zweier bedeutender Brüder: Kyrill (um 827-869) und Method (um 815-885). In unseren Breiten sind die beiden Slawenapostel wenig bekannt. Und das, obwohl der erste slawische Papst, Johannes Paul II., sie an Silvester 1980 dem Begründer des abendländischen Mönchtums, Benedikt von Nursia, als „Mitpatrone“ und Schutzheilige Europas zur Seite stellte. Auf „beiden Lungenflügeln“ müsse das christliche Europa atmen, so das berühmte Wort des Papstes damals: auf dem römisch-lateinischen und dem slawisch-byzantinischen.
Die Brüder sind in Thessaloniki, im damaligen byzantinischen Reich, heute Griechenland, aufgewachsen. Ihr Vater Leontios war griechischer, ihre Mutter slawischer Herkunft. Die Söhne beherrschten beide Sprachen. 862 wandte sich Rastislav, der Fürst von Großmähren, an den byzantinischen Kaiser mit der Bitte, ihm Glaubensboten zu senden. Für die Slawenmission schuf Kyrill eine eigene Schrift für die slawische Sprache und übersetzte gemeinsam mit seinem Bruder zahlreiche biblische und liturgische Texte. Kyrills und Methods verständliche Verkündigung war erfolgreich und legte den Grundstein für die weitere Christianisierung des Ostens. Die fränkischen Bischöfe betrachteten hingegen die beiden Brüder als Eindringlinge in ihren geistigen Einflussbereich und lehnten die liturgische Verwendung dieser „barbarischen“ Sprache ab. Kyrill und Method reisten deshalb nach Rom, wo sie von Papst Hadrian II. wohlwollend empfangen wurden. Er weihte Method zum Bischof und ernannte ihn zum Erzbischof der Diözese von Pannonien und Großmähren. Auf Betreiben Ludwigs des Deutschen wurde er als Bischof abgesetzt und mehr als zwei Jahre in Klosterhaft gehalten, vermutlich in Ellwangen. Deshalb gibt es dort eine Methodius-Gedenkstätte mit jährlichen Feierlichkeiten um den 24. Mai. Methodius wurde auf Befehl des Papstes befreit und wieder als Erzbischof eingesetzt. Cyrill starb bereits schwer krank in Rom.
In den orthodoxen Kirchen werden Kyrill und Method seit dem Mittelalter als Heilige und Slawenapostel verehrt. Sie werden auch als apostelgleich bezeichnet. Seit einigen Jahren entstehen bei uns auch orthodoxe Gemeinden durch Zuzüge von Menschen aus östlichen Ländern. In St. Augustinus finden regelmäßig Gottesdienste der rumänisch-orthodoxen und der russisch-orthodoxen Kirche statt. Ein Anstoß für uns, uns gegenseitig kennenzulernen? Unsere Vorstellungen von Ökumene auszuweiten, auch auf den anderen Lungenflügel hin?


Elisabeth Beyer
Foto: Stadt Ellwangen, Methodius-Gedenkstätte