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Letzten Sonntag feierte Pfarrer Dominique seinen Abschied aus Aalen, und am Dienstag ist er nach Abijan, seiner Heimatstadt, geflogen, um vor seinen neuen Herausforderungen nochmals Urlaub bei den Seinen zu machen. 32 Monate lang war er uns Priester, Freund, Kollege und warmherziger Mitmensch. Seine Spontanität, seine tiefe Frömmigkeit, seine Herzlichkeit, seine Originalität, seine Emotionalität, seine Fröhlichkeit, seine Großzügigkeit sich ganz zu schenken und zu geben, waren für die Gemeinden und ganz viele Menschen in den Gemeinden und darüber hinaus ein großes Geschenk. Im Januar 2022 waren wir durch die Corona-Krise, die immer neuen Erkenntnissen über die Abgründe der Missbrauchsvertuschung und durch die Erfahrung von der schnell fortschreitenden Entfremdung der deutschen Gesellschaft vom christlichen Glauben bis in die Grundfesten erschüttert. Resignation war allenthalben zu spüren. In dieser Situation wurde Dominique als neuer Pfarrvikar in unsere Gemeinden gesandt. Auch er hatte eine schwere Zeit hinter sich. Er, der die Menschen und das Zusammensein mit anderen so liebte, hatte in Stuttgart unter sehr strengen Corona-Einschränkungen leben müssen und kam dabei nur haarbreit an einer Depression vorbei. Dann aber in Aalen brachte er sich mit all seinen Charismen bei uns ein. Für mich war das Schönste dabei, dass er sich mit seiner ganzen Glaubensfreude und tiefen Frömmigkeit verschenkte. Ganz oft erzählten die Leute mir, was sie mit ihm erlebt hatten: „Dann hat er mir die Hände aufgelegt und mit mir und für mich gebetet.“ „Ganz verrückt, wie er gepredigt hat. Mitten unter der Woche haben wir nochmals darüber gesprochen, was er da gemacht und was er sich dabei gedacht hat.“ „Nachdem er unserer sterbenden Mutter die Krankensalbung gespendet hatte, sagte er zu ihr zum Abschied: Au revoir im Himmel, Mama. Das tat so gut.“ „Dann hat er mich einfach in die Arme genommen und sich mit mir gefreut.“ „Als er vor dem Kreuz kniete und sich dann sogar ganz auf die Erde warf, hat mich das ganz tief ergriffen.“ All die großen Probleme des Glaubens und die Last katholisch zu sein waren dann nicht mehr wichtig, weil es um etwas viel Wichtigeres, um Gott und seine Liebe, ging. Für mich war er einfach ein Segen, weil er uns in der Erstarrung unseres Kirchenfrusts und unserer Glaubenstraurigkeit wieder die Freude an Gott entdecken ließ. „Die Freude am Herrn ist unsere Stärke…..“ Ich bin ihm und der göttlichen Vorsehung über alle Maßen dankbar, dass es so gekommen ist und es sich so gefügt hat. Un grand merci, Dominique. Ein großes Dankeschön. Und ist es jetzt vorbei? Nein, natürlich nicht. Paulus war in vielen Gemeinden nur einige Monate, bis er sie wieder verließ, und trotzdem überstanden die Gemeinden später die Zeit der großen Christusverfolgungen. Christentum ist eine Religion der Kommunikation: Jemand hat uns bewegt, etwas in uns angestoßen, uns weitergebracht und aus der Enge herausgeführt, und auch wir waren für andere wichtig, weil sie durch uns den Glauben für sich entdeckt haben. Dominique wurde uns für eine Zeit geschenkt und hat vielen im Leben und im Glauben gutgetan. Jetzt darf das, was er angestoßen hat, sich entwickeln und wachsen. Gutes und Segen wünschen wir ihm. Den Frieden mit Gott und den Menschen und dass er, der so viel von sich geschenkt hat, auch immer wieder viel (an Gnade) geschenkt bekommt. In diesem Sinne Dominique: „Der Herr sei mit Dir!“
Mit brüderlicher Umarmung
Dein Bruder und Kollege Wolfgang Sedlmeier