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Im Rahmen der Fastenpredigtreihe in der Augustinus-Kirche hielt OB Frederick Brütting ein engagiertes Plädoyer für den Gemeinsinn in Gesellschaft und Kirche.
Ausgehend von empirischen Studien des Sozialwissenschaftlers Andreas Reckwitz, der eine immer stärkere Singularisierung der Gesellschaft feststellt, unterlegte der Oberbürgermeister diese Thesen mit konkreten Beispielen. So berichtete er davon, dass in den Sportvereinen Aalens immer mehr Sportarten angeboten würden, die je eine eigene Infrastruktur einforderten. Diese Tendenz, immer vielfältiger, immer differenzierter zu sein, könne man in allen Lebensbereichen beobachten. So z.B. im Nahrungsangebot in den Lebensmittelläden, bei den Studiengängen in den Hochschulen, ja selbst bei den Kirchen. Dort habe er bei der Homepage unserer Seelsorgeeinheit nachgeforscht und nicht weniger als 60 verschiedene Gruppenangebote gezählt, bei einer immer kleiner werdenden Zahl an Gemeindemitglieder. Auch als Stadtoberhaupt sähe er sich damit konfrontiert, dass alle diese Gruppen und Gruppierungen selbstbewusst die Unterstützung der Allgemeinheit für ihr Anliegen einforderten. Diesen Entwicklungen stehe die Leibparabel des Korintherbriefs aus der Bibel gegenüber. Die Gemeinde von Korinth war von großen sozialen und religiösen Spannungen gekennzeichnet. Dem setzt Paulus das Bild eines lebendigen Körpers gegenüber. Nur, wenn die Organe und Glieder des Körpers zusammenspielen, dann ist dieser überlebensfähig. Auch unsichtbare Teile, wie die kleinen Knöchel des Innenohrs, die den Gleichgewichtssinn regeln, sind dabei von großer Wichtigkeit. Genauso müsse in einer Gesellschaft die oft unsichtbaren Beiträge von sich mühenden Menschen wertgeschätzt, und ihnen Raum und Achtung entgegengebracht werden. Aufgabe der Verantwortungsträger in Politik und Kirche sei es nun, einen fairen Interessensausgleich zu suchen und dabei jene nicht zu vergessen, die ihre Interessen nicht so lautstark artikulieren können.
Die Zuhörerschaft folgte der Predigt von OB Brütting in gespannter Aufmerksamkeit und dankte ihm für seine Vision einer solidarischen und fairen Gesellschaftsordnung mit langanhaltendem Applaus.
Im Namen der Gemeinde bedankte sich Pfarrer Sedlmeier bei Oberbürgermeister Brütting mit einem kleinen Präsent, für seine Gedanken und für seine Arbeit in diesem Sinne in der Stadt.


Wolfgang Sedlmeier/Fotos: Privat

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