Das einzige sichtbare Zeichen des Widerstands gegen das NS-Regime in Aalen.
Wie das Bildstöckle der einstigen Sturmschar von Wasseralfingen auf dem Braunenberg so steht auch das von der Aalener katholischen Jugend vor 80 Jahren errichtete Bergkreuz auf der Schwabenliesel als Zeichen des Bekennermuts in einer Welt voller Propaganda, Verrat und Kirchenhass.
„Dieses Kreuz ist das einzige sichtbare Zeichen des Widerstandes gegen das NS-Regime in Aalen“ erklärt der 100-jährige Initiator des „Unternehmens Bergkreuz“ Anton Geiger – einer Geheimaktion im schweren Kriegsjahr 1944. „Alle kirchlichen Jugendverbände wurden verboten. Das Spinnennetz der Überwachung legte sich über alles. Wir wurden unserer Jugend beraubt und nur darauf vorbereitet, in fremde Länder Verwüstung, Tod und Elend zu bingen. Das Sichtvermögen unserer Jugendjahre war unter dem Stahhelm vom Schützengraben bestimmt“, so Geiger.
Von den Erbauern leben nur noch er und der 97-jährige Otto Harsch. Das Symbol ist geblieben, auch wenn es wie jetzt etliche Male ersetzt werden musste.
Für die Ehemaligen der kath. Jugend und der heutigen Kolpingsfamlie gilt es nach wie vor als eine Stätte, mit der sie viel verbinden – Erinnerungen zumal an eine Gemeinschaft, die ihr Leben geprägt hat. Haben sie doch in der Illegalität auch im Dritten Reich zusammengehalten.
Und so trafen sie sich am Samstag, 28.9. wieder auf der „Schwabenliesel“, um der Gefallenen und Toten aus ihren Reihen zu gedenken, sich aber auch aufs Neue bewusst zu werden, was es heute heißt, sich zum Kreuz zu bekennen.
Trotz seiner 100 Lebensjahre wird Anton Geiger dabei gewesen sein. Er gründete 1940 eine illegale katholische Jugendgruppe, die sich insgeheim zu Heimabenden traf. Und da wurde die Idee geboren, mit einem Kreuz auf dem Langertfelsen „den Sieg des Kreuzes Christi über das Hakenkreuz zu verkünden“. Zur Realisierung kam es, als Geiger auf Fronturlaub in der Heimat weilte. Und so rollten eines späten Abends drei Handleiterwagen mit Sand, Zement und 50 „organisierten“ Backsteinen nach Unterkochen. Dort wurde noch Wasser gefasst und dann der steile Weg hinauf zu einem Seitenarm des Dreiköngisfelsens – sie nannten ihn Schwabenliesel – angegangen. Am 1. Juli 1944 wurde dann das vier Meter hohe Birkenkreuz errichtet – mit der Aufschrift: „Unseren gefallenen Helden“. Mit dieser Zuwidmung sollte es niemand wagen, das nicht genehmigte Kreuz wieder zu beseitigen. Bald wurde das Bergkreuz zum insgeheimen Treff der katholischen Jugend bis Kriegsende und erst recht danach der Kolpingsfamilie.
Text: Erwin Hafner / Foto: Privat