Die letzten Monate waren herb. Seit März wechselte ein Krankenhausaufenthalt den nächsten ab. Immer wieder gab es Hoffnung und immer wieder kämpfte er gegen Krankheit und Schwäche, und am Schluss ging es dann doch schnell. Am Dienstag, 9. Juli 2024, erlag Pfarrer Knoblauch kurz vor seinem 80. Geburtstag seinen Krankheiten.
Seine letzten viereinhalb Jahre lebte und wirkte Pfarrer Knoblauch in unserer Seelsorgeeinheit. Geboren und aufgewachsen ist er in Böhmenkirch. Sein Heimatpfarrer war auf seine Intelligenz und Frömmigkeit aufmerksam geworden und bat seine Eltern nachdrücklich die Begabungen ihres Sohnes zu fördern und ihm eine höhere Schulbildung zu ermöglichen. So wurde er mit seinem Einverständnis in die bischöflichen Studienheime in Rottenburg und Ehingen geschickt, wo er mit dem Abitur abschloss. Danach studierte er in der Zeit unmittelbar nach Ende des II. Vatikanischen Konzils, der großen Zeitenwende in der katholischen Kirche, in Tübingen und München Theologie. Die Liste seiner Dienststellen ist kurz: Diakon in Wasseralfingen, Vikar, später Pfarrer und noch später Dekan in Neckarsulm und schließlich 23 Jahre Pfarrer in Unterkochen.
Seine Berufung und sein Priestertum waren die absolute Mitte seines Lebens. Mit großer Leidenschaft predigte er und feierte die Sakramente. Seine Herkunft vom Land, von der Landwirtschaft sowie die Verbundenheit mit seiner Herkunftsfamilie waren fester Bestandteil seiner Identität, was er in Gesprächen immer wieder betonte. Allerdings war er in den praktischen Dingen der Welt, wie handwerkliche Versiertheit und Haushalt wenig begabt, da seit seiner Zeit in den Internaten diesbezüglich immer für ihn gesorgt wurde. In Kleidung, Lebensstil und Umgang war er nicht anspruchsvoll, sondern bescheiden. Doch wer ihn näher kannte, entdeckte, dass sich hinter dem schlichten Äußeren ein kluger und belesener Kopf steckte, der bei Gelegenheit sehr detailliert über die von ihm erkannten Zusammenhänge referierte.
Leider musste er sich in den letzten Jahren den Herausforderungen des Alters stellen („ ….wenn du alt geworden bist, wird ein anderer dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst.“ Joh 21,18). Dieser Prozess war für ihn aufreibend und schmerzlich. Besonders schmerzlich war für ihn der Abschied von seiner Pfarrei in Unterkochen. Tapfer nahm er die Auseinandersetzung mit den Zumutungen des Alters auf. So konnte er weiterhin zu seiner großen Freude Gottesdienste feiern, wofür wir ihm sehr dankbar sind. Einmal sagte er zu mir: „Das Feiern der Messe ist es, was mich noch am Leben hält.“ Nicht verschwiegen werden darf sein spitzbübischer und manchmal auch hintergründiger Humor und seine aufmerksame Wertschätzung der Ministrantinnen und Ministranten, die bei ihm Dienst taten.
Gerne hätte er noch mit der Gemeinde, der Familie und Freunden im August seinen 80. Geburtstag gefeiert. Aber auch ohne diesen Schlussakkord darf er auf ein stimmiges, engagiertes und erfülltes (Priester-) Leben zurückblicken. In der Seelsorgeeinheit sind wir ihm dankbar für seine Dienste, die uns ermöglichten, dass wir unser breites Gottesdienstangebot aufrechterhalten konnten.
„Lieber Hermann, was für dich zunächst wie die Vertreibung ins ungeliebte Exil aussah, erwies sich letztlich für uns und für dich als Segen. Wir durften deinen priesterlichen Dienst, Menschen zu Gott zu führen, genießen und du konntest, so wie es deine Kräfte ermöglichten, deine Berufung leben. Dem Himmel sei Dank für alles Fügen und Begleiten. Mit dem Wunsch der Totenliturgie verabschieden wir uns von dir: „Zum Paradies mögen Engel dich geleiten, die heiligen Märtyrer dich begrüßen und dich führen in die Heilige Stadt, Jerusalem. Die Chöre der Engel mögen dich empfangen und durch Christus, der für dich gestorben, soll ewiges Leben dich erfreuen.“
Im Namen der Gemeinden St. Maria, St. Bonifatius und Salvator
dein Kollege Wolfgang Sedlmeier