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„Wo Gefahr ist, da wächst das Rettende auch!“ Es ist mein Lieblingszitat des Dichters Friederich Hölderin, dem ich in seiner Heimatstadt Nürtingen als Pfarrer dort immer wieder begegnet bin.
Immer wieder werde ich in der großen Krise unserer Kirche überrascht, wie das Rettenden aufbricht und der oft verborgene Glaube sichtbar wird. Es zeigt sich im Kleinen, wenn ich zum Beispiel unter der Woche in eine unserer Kirchen gehe und dort betende Menschen finde; wenn ich sehe, wie viele einfach so unter der Hand Geld spenden, um Menschen zu helfen, denen es nicht so gut geht; wenn ich merke, wie sich Leute einsetzen, dass der Glaube auch Kinder und Jugendliche erreicht. Jetzt aber hat die kroatische Gemeinde in der Renovierung des Gemeindezentrums St. Michael ein großes Zeichen gesetzt. In ehrenamtlicher Eigenarbeit haben sie das heruntergekommene Gebäude innen und außen saniert. Mit der Altarweihe wurde nun der erste Bauabschnitt abgeschlossen. Wie oft bei Sanierungen, gab es manch böse Überraschung, weil sich die Bausubstanz als viel maroder erwies als zunächst angenommen. Doch in einem großen Gemeinschaftswerk wurden alle Hindernisse überwunden. Wie in einem Räderwerk trugen viele zum Gelingen bei. Da wurde verputzt, gestrichen, gefliest, Gerüste auf- und abgebaut, Leitungen gelegt, geputzt, gekocht und vieles mehr. Beim Fest am Samstagnachmittag war die Freude spürbar, ein solch großes Werk miteinander getan zu haben. Feierlich war der Gottesdienst mit Erzbischof Tomo Vuksic aus Sarajevo. Ein Gänsehautmoment, als der Altar gesalbt und die Weihrauchfeuer entzündet wurden und ausdrückten: dies ist ein heiliger Ort, an dem der Herr immer wieder aufs Neue gegenwärtig wird. Und wenn man als Deutscher die Sprache auch nicht verstand, so war doch die religiöse Inbrunst der feiernden Gemeinde spürbar.
Liebe kroatische Gemeinde, danke für dieses Zeichen lebendiger Kirche. Ein großer Dank auch an Pfarrer Vilim Koretic und Frau Paula Matic für den Mut, das große Werk angegangen zu sein und die Gemeindemitglieder dafür begeistert zu haben. Unser inniger Wunsch aber lautet, dass euch die Räume auf viele Jahre Heimat sind, ihr dort die Gemeinschaft mit Gott erfahrt und die Liebe zueinander erleben dürft. Segen und Gutes in Fülle wünschen euch die deutschen Brüder und Schwestern.

Wolfgang Sedlmeier

Bilder: Reinhold Schneider