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Ich wurde darauf angesprochen, ob man hier nicht katholische Bräuche und Feste erklären und in Erinnerung rufen könnte. Man kann. Fortan soll dies in unregelmäßigen Abständen unter dem obigen Titel erfolgen.

Der Blasiussegen
Er gehört zu den Sakramentalien, also zu jenen kleinen Zeichen des Heils, die in uns den Glauben stärken sollen. Dieser Brauch ist auf den deutschen Sprachraum beschränkt. Um den Tag des Märtyrers Blasius (3. Februar), werden die Gläubigen unter Anrufung des Heiligen mit gekreuzten Kerzen gesegnet. Nach dem Volksglauben stärkt er die Abwehrkräfte gegen Grippe- und Halserkrankungen sowie gegen Erkältungen. Der Segen steht aber in Zusammenhang mit dem Fest der Darstellung des Herrn (Mariä Lichtmess, 2. Februar). Im dortigen Evangelium bezeichnet ein alter Mann namens Simeon Jesus als das Licht, das die Heiden erleuchtet. Dieses Licht steht in der Spannung zum Kreuz, das Jesus vorausgesagt wird. Beim Blasiussegen werden wir in diese Spannung hineingestellt: Wir erfahren durch den Glauben das Licht und die Herrlichkeit, die uns von Gott geschenkt werden, wissen aber auch vom Leid und Tod, die wir noch durchleiden müssen. Trotzdem können wir mit dem Psalmisten beten: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil: Vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist die Kraft meines Lebens, vor wem sollte mir bangen?“ Trotz der Kritik an katholischen Bräuchen und Segnungen in der 2. Hälfte des 20. Jhdts verlor der Blasiussegen nie seine Popularität. Zu eindrucksvoll ist das Erlebnis, wenn man zum Segen in die Flammen der Kerzen gestellt wird. Licht, Wärme und Segen mischen sich zu einer ganz eigenen Erfahrung. Allerdings besteht die Gefahr, dass der Mantel oder die Jacke ein paar Wachstropfen abbekommt.


Wolfgang Sedlmeier

Foto: Brigitte Dobler