..und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde.“ (Apg 1,8)
Menschen, die gerne in den Bergen wandern und Gipfel ersteigen, beschreiben ihre Erfahrungen dabei manchmal so: Da gehe ich weg aus meinem Alltag und lasse das alles hinter mir – und wenn ich dann oben bin, vergesse ich all meine Sorgen und spüre eine gewisse Freiheit. Es fühlt sich an, als wäre ich den Himmel dort näher. Weiter nach oben als auf dem Gipfel eines Berges geht es ja ohne Hilfsmittel tatsächlich nicht, mag die Sehnsucht noch so groß sein.
Auch den Jüngern in der Erzählung in der Apostelgeschichte von der Himmelfahrt Jesus Christus bleibt nichts anderes übrig, als ihm hinterher zu schauen. Ob sie sich, im wahrsten Wortsinn, in diesem Moment nicht irgendwie „verlassen“ vorgekommen sind? In der Apostelgeschichte heißt es: Und es standen plötzlich zwei Männer in weißen Gewänder bei ihnen und sagten: „Ihr Männer von Galiäa was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“ „Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen.“ (Apg 1,11)
Dieses Zeichen das gerade geschehen ist und die Erfahrung von 40 Tage nach der Auferstehung selbst, waren für die Freunde Jesu sicherlich die Grundlage ihrer Hoffnung und ihrer Freude. Jedenfalls scheint es, als wäre für sie der Abstand zwischen Erde und Himmel kleiner geworden – oder gar nicht mehr vorhanden. Nicht nur Jesus, der Herr, kam herab auf die Erde und fuhr wieder auf, nein, ein ganzes Stück vom Himmel selbst ist bei den Jüngern und Jüngerinnen angekommen und dort geblieben!
Als ich vor zwei Jahren Jerusalem besucht habe, da bin ich auch in der Himmelfahrtskapelle auf dem Ölberg gewesen. Das Zentrum dieser Kapelle ist eine Einfassung am Boden mit den Fußabdrücken Christi. Ich dachte bei mir, der Herr hat im wahrsten Sinn des Wortes seine Spuren hinterlassen. Ich kann diese Spuren heute noch sehen und erleben hier in unserer Kirche, in unserer Gemeinde, überall dort, wo Menschen nach seiner Weisung leben und handeln. Ich kann diese Spuren entdecken in der Geschichte und in der Gegenwart, in den Zeugnissen der Christen vergangener Zeit, wie z.B. den Heiligen – und in den vielen persönlichen Erfahrungen, die Gläubige auch heute noch mit Jesus Christus machen dürfen.
Wo finde ich die Verbindung zwischen Himmel und Erde?
..und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde.“ (Apg 1,8)
Wir Christen, damals wie heute, sind beauftragt, das Handeln Gottes in der Welt nicht nur wahr zu nehmen und zu erfahren, sondern es selber zu tun. In uns will das Wirken Gottes durch Jesus Christus weitergehen.
Durch uns sollen Menschen erkennen, dass Gott uns nahe ist und auch heute noch handelt. Dann können sich Himmel und Erde tatsächlich berühren.
Diakon Thomas Bieg
Bild: Pfarrbriefservice