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– motivgleich in der Heilig Kreuz und in der evangelischen Stadtkirche

In ihrem spielerischen, farbenfrohen, fröhlichen Gesamteindruck spricht unsere Osterkerze ermutigend hinein in die corona-bedingte düstere Grundstimmung.
Kommen wir gleich zur Mitte. Hier entdecken wir, in rot-goldenem Wechselspiel, drei Ringe, nach dem Muster der sogenannten „Borromäischen Ringe“. Diese sind so untereinander verschlungen, dass sie unlösbar zusammen verbunden sind. Löst man einen der Ringe heraus, fallen auch die beiden anderen auseinander. Es ist (der Versuch) eine(r)symbolischen Darstellung für das Geheimnis der göttlichen Dreifaltigkeit, der Dynamik der Liebe in Gott selber.
Menschlich gesprochen: die göttlichen „Personen“ (Vater, Sohn, Heiliger Geist) lassen sich nie auseinanderdividieren. Für unsere Kerze bedeutet dies: das Mysterium der Liebe des dreifaltigen Gottes erfährt in Tod und Auferstehung Jesu Christi seine größte, tiefste, unermesslichste Dichte. Darin untrennbar eingewoben, eingewachsen, das Kreuz, an dem sich diese unteilbare Liebe Gottes durch Jesu Tod festnageln lässt. Die Wundmale künden davon. Sie müssen sein! Sie bleiben, in alle Ewigkeit, nicht nur die Signatur des gekreuzigten, sondern auch des auferstandenen und verklärten Herrn. So ist das Kreuz das Zeichen der bis in den Tod verwundbaren und verwundeten Liebe des dreifaltigen Gottes – für uns! Am Kreuz stirbt Gott für uns, am Kreuz lebt Gott für uns, für dich, für mich; gestern, heute, morgen. So dauert die Spannung zwischen Karfreitag und Ostern an – „bis er wiederkommt in Herrlichkeit“.
Die hellgrünen Blätter auf der Kerze dürfen wir so deuten: dass in diesem Spannungsgefüge – inmitten aller Fragen, aller Zweifel, aller Zerreißproben, allen Dunkels, aller Not und Todesnot – die Hoffnung zuletzt stirbt. Den Liebeserweis hat Gott längst erbracht. Ob wir das glauben können, wollen …?

Odilia Sproll