Die Fastenzeit ist eine besondere Zeit im Kirchenjahr. 40 Tage lang bereiten wir uns auf Ostern vor – durch Gebet, Verzicht und Besinnung. Viele von uns entscheiden sich, in dieser Zeit bewusster zu leben: Manche beten mehr, verzichten auf Fleisch, Süßigkeiten oder Alkohol, fasten freitags oder versuchen, ihr Leben einfacher zu gestalten. Natürlich hat das auch positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit, doch wir sollten uns eine viel tiefere Frage stellen: Inwiefern hilft unser Fasten auch anderen?
Papst Franziskus hat es einmal treffend gesagt: Wichtiger als der Verzicht auf Essen oder Genussmittel ist die Veränderung unseres Charakters. Fasten bedeutet nicht nur, auf etwas zu verzichten – es bedeutet auch, sich selbst zu hinterfragen:
- Wie gehe ich selber mit meinen Mitmenschen und mit Gott um?
- Rede ich schlecht über andere?
- Verstehe ich meine Familie und meine Freunde besser?
- Verletzt meine Art zu sprechen oder zu handeln andere Menschen?
- Bin ich nur darauf bedacht, die Fastenzeit zu überstehen, um danach genauso weiterzuleben wie vorher?
Wenn Ostern nur ein Fest ist, das nach 40 Tagen des Verzichts gefeiert wird, dann haben wir die wahre Bedeutung nicht verstanden. Die Auferstehung Jesu sollte uns jedes Jahr eine tiefere Lektion erteilen: Sie soll uns innerlich erneuern. Es geht nicht nur darum, äußerlich etwas anders zu machen, sondern unsere Denkweise und unser Handeln zu verändern. Wenn wir erkennen, dass unser Verhalten anderen schadet, dann sollten wir diese schlechten Angewohnheiten ablegen – wie eine innere Auferstehung.
Ostern ist das Fest des Lebens. Es erinnert uns daran, dass wir nicht in alten Mustern gefangen bleiben müssen. Es ist eine Einladung, mit einem neuen Herzen und einem neuen Geist weiterzugehen. Erst dann wird Ostern zu einer wirklich bedeutungsvollen Feier für uns alle.
Ich wünsche euch allen eine gesegnete und besinnliche Karwoche sowie ein frohes und hoffnungsvolles Osterfest!
Pfarrer Prakash
Bild: Pia Schüttlohr/in Pfarrbriefservice.de