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„Er rief die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen. Er gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister und er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen.“ (Mk 6, 7-9) Wie jetzt – kein Vesper für unterwegs? Nicht mal Wechselklamotten? Und was ist, wenn es regnet? Sowas muss doch ordentlich geplant sein! Tausend Einwände fallen mir ein, wenn ich etwas machen soll, von dem ich nicht richtig überzeugt bin. Wie anders, wenn ich Lust habe, wenn mein Herz erfüllt ist und ich kaum erwarten kann, dass es endlich losgeht: Irgendwie fügt es sich dann von allein, und aus unerwarteten Begegnungen und abenteuerlichen Erfahrungen entsteht mindestens eine tolle Geschichte, über die wir später zusammen herzlich lachen.
Wie Jüngerschaft Jesu heute gehen kann, darüber hat vor fast elf Jahren Papst Franziskus sein erstes, programmatisches Schreiben „Evangelii Gaudium“ (EG) veröffentlicht: „Die Freude über das Evangelium“ Er selbst schreibt darin: „Ich weiß sehr wohl, dass heute die Dokumente nicht dasselbe Interesse wecken wie zu anderen Zeiten und schnell vergessen werden.“ (EG 25) – aber es lohnt sich, es zu lesen! Heute möchte ich mit Ihnen und euch ein paar Lieblingsstellen daraus teilen:
„Das Leben wird reicher, wenn man es hingibt; es verkümmert, wenn man sich isoliert und es sich bequem macht. In der Tat, die größte Freude am Leben erfahren jene, die sich nicht um jeden Preis absichern, sondern sich vielmehr leidenschaftlich dazu gesandt wissen, anderen Leben zu geben.“ (EG 10)
„Das Wort Gottes trägt in sich Anlagen, die wir nicht voraussehen können. Die Kirche muss diese unfassbare Freiheit des Wortes akzeptieren, das auf seine Weise und auf sehr verschiedene Formen wirksam ist, die unsere Prognosen übertreffen und unsere Schablonen sprengen.“ (EG 22)
„Die Seelsorge unter missionarischem Gesichtspunkt verlangt, das bequeme pastorale Kriterium des ‚Es wurde immer so gemacht‘ aufzugeben. Ich lade alle ein, wagemutig und kreativ zu sein in dieser Aufgabe, die Ziele, die Strukturen, den Stil und die Evangelisierungs-Methoden der eigenen Gemeinden zu überdenken. (…) Ich rufe alle auf, großherzig und mutig die Anregungen dieses Dokuments aufzugreifen, ohne Beschränkungen und Ängste.“ (EG 33)
„Wagen wir ein wenig mehr, die Initiative zu ergreifen!“ (EG 24)

Familienreferentin Maria Eßeling
Foto: Peter Weidemann /in Pfarrbriefservice.de