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Der erste Teil dieser kleinen Chronik umfasste die Zeit bis zur Grundsteinlegung der Kapelle am 18. November 1945. Nachdem die zunächst hochfliegenden Pläne von einem recht imposanten Bau (2. Entwurf, siehe Grafik) aufgrund Material- und Geldmangels nicht verwirklicht werden konnten, besann man sich auf eine weit bescheidenere Ausführung. Ja, manch einer dachte bereits an eine Filialkirche für die umliegenden Wohngebiete. Treibende Kraft war in diesen Jahren Pfarrer Johannes Härle (geb. 1913), der seit Februar 1942 in Hofherrnweiler wirkte. In seinen Aufzeichnungen bezeichnete er den Sandberg als „unseren heiligen Berg“. In den letzten Kriegsjahren beklagte der Pfarrer die „geringe Zahl der Kirchenbesucher, die Handvoll der Kommunizierenden und die Disziplinlosigkeit der Kinder beim Gottesdienst“. Der junge, hoch motivierte Pfarrer wollte diesen „Missständen“ mit Einkehrtagen, Betstunden und intensiver Katechese begegnen. Seine Seelsorge stand ganz im Zeichen der Marienverehrung. Mit dem Bau der Kapelle und den Wallfahrten auf den Sandberg war auch der Dank verbunden, dass „kein einziger Angehöriger der Pfarrei bei den Luftangriffen im April 1945 auf dem Gebiet der Gemeinde verletzt oder getötet wurde. Die Pfarrkirche hatte keinen Schaden gelitten; kein Gottesdienst musste während des ganzen Krieges ausfallen, abgebrochen oder verschoben werden“.
Wie berichtet, war das im Dezember 1945 im Schneegestöber aufgerichtete Holzgerüst den Sturmböen nicht gewachsen und eingestürzt. Kriegsgefangene aus dem Lager in Hofherrnweiler wurden auf den Sandberg gebracht, um Maurerarbeiten bei der 2. Aufrichtung auszuführen.
Am 27. Januar 1946 wurde das Gnadenbild aus dem Bildstöckchen in die Kapelle übertragen. Endlich, anlässlich der Wallfahrt am 24. Februar 1946, wurde die Kapelle eingeweiht. „Es schneite, stürmte und tobte, man verstand fast sein eigenes Wort nicht.“ Die große Gemeinde hielt tapfer aus. Eine junge Frau sagte im Anschluss: „Herr Pfarrer, in mir hat es wie draußen auch gestürmt und getobt; jetzt, wo die Kapelle geweiht ist, ist in mir alles Ruhe und Frieden“. 75 Jahre ist das nun her. Unzählig viele Menschen haben seither in und außerhalb der Kapelle die Stille gesucht oder haben mit ihren Anliegen Bitte und Dank verbunden. Es ist schön, dass Orte wie die Sandbergkapelle nach wie vor Menschen jeden Alters zur ganz persönlichen Wallfahrt einladen.
Dank sagen dürfen wir besonders denen, die sich in diesen 75 Jahren um den Erhalt der Kapelle, den Blumenschmuck, den Reinigungs- und den Schließdienst, auch mittels Spenden, verdient gemacht haben. Da alle diese Dienste ehrenamtlich geleistet werden… Vergelt´s Gott.


Pastoralreferent Wolfgang Fimpel